Die Polizeien der Niederlande, Belgiens und Deutschlands fahnden zu 22 Morden mit unbekannten weiblichen Opfern. Mit der Kampagne "Identify Me" wollen sie aufklären und erhalten dabei prominente Unterstützung.
10.05.2023, 11:29 Uhr
Lesedauer: 3 Min
Zur Merkliste
Von Elias Fischer
Das BKA hofft auf Hilfe dabei, die Identität von 22 ermordeten Frauen zu klären.
Daniel Vogl/dpa
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat am 10. Mai seine neue Kampagne "Identify me" gestartet. Ziel dieser ist es, die Personalien von unbekannten ermordeten Frauen zu klären. "Zu 22 Mordfällenmit unbekannten weiblichen Opfern wird nun gefahndet", teilte die Bremer Polizei mit. Darunter sei auch ein ungeklärtes Tötungsdelikt aus der Hansestadt.
Am 30. Juli 2002 wurde im Hafen des Segelvereins "Weser" unweit des Bremer Weserstadions eine Leiche gefunden und aus der Weser geborgen. Der leblose Körper war in einen Teppich und einen Bändchengewebesack gewickelt. Später hatte eine Obduktion ergeben, dass es sich bei dem Leichnam um eine junge Frau handelte. Sie soll zum Zeitpunkt des Auffindens bereits circa vier Wochen in der Weser getrieben sein. Ob der Körper nahe der Fundstelle beschwert und zu Wasser gelassen wurde oder aus Niedersachsen die Weser hinauf bis zum Segelverein trieb, ist bis heute nicht geklärt.
Das BKA will zusammen mit den Polizeikollegen aus den Niederlanden und Belgien mit der Kampagne dazu motivieren, dass Menschen bei der Identifikation der weiblichen Opfer helfen. "Es muss Verwandte, Freunde oder Bekannte geben, die die Opfer, meist junge Frauen oder Mädchen, vermissen", teilte die Polizei mit. Insbesondere sie sollen mit "Identify me" erreicht werden.
Das BKA erhält dabei prominente Unterstützung. Unter anderem von der Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein und Boxweltmeisterin Regina Halmich. "Die Geschundenen sichtbar zu machen und sie aus der Anonymität zu holen – das ist der erste Schritt, ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen", sagt Halmich. Frauen und Mädchen zählten leider immer noch zu benachteiligten Gruppen und würden häufiger Opfer von Gewalttaten, so die Boxweltmeisterin. Mit der Kampagne wolle sie nicht nur darauf hinweisen, sondern etwas bewegen.
Die junge Frau soll zum Zeitpunkt des Auffindens zwischen 22 und 35 Jahren alt gewesen sein.
Foto: Elias Fischer
Das Geburtsjahr der jungen Frau, die in 2002 in Bremen gefunden wurde, wurde bei der damaligen Obduktion auf die Jahre zwischen 1966 und 1980 geschätzt. Laut BKA-Angaben hatte sie blonde gewellte Haare und bei 167 Zentimeter Körpergröße eine zierliche Statur. Außerdem soll sie Mutter mindestens eines Kindes sein, das sie zwischen 1985 und 1999 auf natürliche Weise gebar.
Weitere Informationen sind auf den Seiten des BKA gelistet. Zeuginnen und Zeugen können Ihre Hinweise auf der Internetseite des BKA unter www.bka.de/IdentifyMe abgeben oder an die örtliche Polizeidienststelle melden. In Bremen ist dies unter der Rufnummer des Kriminaldauerdienstes 0421/362-3888 möglich.
Weitere Fälle aus Deutschland
Zu den Fällen aus Deutschland gehört außerdem eine 2001 in Köln gefundene mumifizierte Tote, eine 1986 an der A6 bei Heilbronn (Baden-Württemberg) entdeckte Frau, eine Tote 1997 in Altena-Bergfeld (Nordrhein-Westfalen) sowie Leichenfunde 1998 im Spandauer Forst bei Berlin und 1997 in einem Wald bei Todtnau (Baden-Württemberg).
Alle 22 Fälle sind auf einer Internetseite gelistet, die Interpol eigens dazu eingerichtet hat. Videos zu den sechs deutschen Fällen können auf der Homepage des BKA angeschaut werden. "Dass die ermordeten Frauen bis heute nicht identifiziert werden konnten, liegt möglicherweise daran, dass sie aus anderen Ländern stammen, etwa aus Regionen Osteuropas, aus Asien oder Afrika", teilt die Polizei mit.Es sei möglich, dass die Toten gezielt in Belgien, den Niederlanden oder Deutschland zurückgelassen wurden, um die Ermittlungen zu behindern.
„Wir möchten betonen, dass wir nach Namen suchen“, sagt Carolien Opdecam von der belgischen Polizei. „Die Identität des Opfers ist oft der Schlüssel, um die Geheimnisse eines Falles zu entschlüsseln.“ Da man davon ausgehe, dass einige der ermordeten Frauen aus bestimmten Regionen Osteuropas stammten, könne die Identifizierung der Opfer auch Hinweise auf die Täter liefern. Bei ähnlichen Ermittlungen habe die Feststellung der Identität letztendlich zur Festnahme der Täter geführt, sagte die Sprecherin des Bundeskriminalamtes, Anja Allendorf.
Im Rahmen der Operation „Identify Me“ veröffentlicht Interpol erstmals Einzelheiten der sogenannten Black Notices, mit denen nach Informationen und Erkenntnissen über nicht identifizierte Leichen gesucht wird, um die Umstände des Todes zu ermitteln. Diese Informationen dienen auch der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit der Polizei. (mit dpa)
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!
-
bremen
-
Polizei
-
Mord
-
Deutschland
Das könnte Sie auch interessieren
Newsletter
Das kompakte Nachrichten-Update. Lesen Sie Montag bis Freitag frühmorgens die wichtigsten Nachrichten des Tages – direkt aus der Chefredaktion.
!Ihre E-Mail-Adresse scheint nicht korrekt zu sein
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich dem Datenschutzhinweis zu.
Jetzt kostenlos anmelden
Vielen Dank!
Ihre Registrierungsanfrage war erfolgreich!
Bitte überprüfen Sie Ihren E‑Mail-Posteingang, um zu bestätigen.
Einwilligung und Werberichtlinie
Ich erkläre mich damit einverstanden, dass die von mir angegebenen Daten dazu genutzt werden, regelmäßig per E-Mail redaktionelle Inhalte des WESER-KURIER seitens der Chefredaktion zu erhalten. Die Daten werden nicht an Dritte weitergegeben. Ich kann diese Einwilligung jederzeit formlos mit Wirkung für die Zukunft widerrufen, z.B. per E-Mail an widerruf@weser-kurier.de.
Weitere Informationen nach Art. 13 finden Sie unter https://www.weser-kurier.de/datenschutz
Schließen